86. 西罗·费里:老大师` by Ciro Ferri 高清作品[55%]

DO-Ciro Ferri - Alte Meister
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西罗·费里:老大师-

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(Rom 1634–1689)
Laban sucht seine Idole,
Öl auf Leinwand, 142,5 x 184,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Sotheby’s, London, 29. Oktober 1958, Lot 28 (als G. B. Castiglione, Die Begegnung von Isaac und Rebecca)
Sammlung Piero Corsini, New York;
im Erbgang an den jetzigen Besitzer

Ausgestellt:
New York, Piero Corsini, Baroque Paintings, 9. Oktober – 16. November 1992

Literatur:
Piero Corsini Inc., Baroque Paintings, Ausstellungskatalog, New York 1992, S. 42/43, Abb. 51;
M. Fagiolo dell’Arco, Pietro da Cortona e i cortoneschi. Gimignani, Romanelli, Baldi, il Borgognone, Ferri, Genf/Mailand 2001, S. 151, S. 159, Anm. 13, Abb. 110;
M. C. Paoluzzi, Pietro da Cortona e Ciro Ferri: la storia di Giacobbe e Labano in due dipinti di provenienza Barberini, in: L. Mochi Onori, S. Schütze, F. Solinas (Hg.), I Barberini e la cultura europea del Seicento, Atti del convegno internazionale, Palazzo Barberini, 7–11. Dezember 2004, Rom 2005, S. 335/336;
J. M. Merz, Pietro da Cortona und sein Kreis. Die Zeichnungen in Düsseldorf, München/Berlin 2005, S. 476, Anm. 210

Das Thema des vorliegenden Gemäldes ist dem Alten Testament entnommen (Genesis 31, 25–35). Rachel flieht mit ihrem Mann Jakob nach Kana. Insgeheim hat sie die Idole im Haus ihres Vaters Laban entwendet. Als er den Diebstahl bemerkt, lässt er das Paar verfolgen und anhalten und ihr Gefolge durchsuchen.

Das Thema des vorliegenden Gemäldes malte auch Pietro da Cortona für die Familie Barberini (City Art Gallery, Bristol; siehe G. Briganti, Pietro da Cortona o della pittura barocca, Florenz 1962, Aufl. 1982, S. 336/337, Nr. 61). Das Bild entstand als Gegenstück zu dem Gemälde Der Vertrag zwischen Jakob und Laban, das sich heute im Louvre in Paris befindet. Die beiden Barberini-Gemälde fanden großen Anklang. Als Pietro da Cortonas Lieblingsschüler wurde Ciro Ferri in gewisser Hinsicht auch zu seinem geistigen Erben und zum Bewahrer des „cortonesken“ Stils, dessen er sich bei der Darstellung dieses Themas bei mehreren Gelegenheiten bediente.

Das vorliegende Gemälde wurde 2001 von Maurizio Fagiolo dell’Arco als Werk Ciro Ferris veröffentlicht; seiner Einschätzung schlossen sich Paoluzzi und Merz an (siehe Literatur). Eine kleinere Fassung dieser Komposition (98 x 130 cm), die man ebenfalls Ciro Ferri zuschreibt, befand sich in der Sammlung Sestieri. Paoluzzi vermerkt darüber hinaus ein Gemälde desselben Bildthemas, das sich in der Sammlung von Ciro Ferris Sohn befand, das dort als „Aufbruch Jakobs“ beschrieben wurde, jedoch lt. Pietro Ferris Inventarverzeichnis als unfertiges Werk ausgeschieden wurde (siehe M. C. Paoluzzi, Un inventario inedito per la quadreria di Ciro Ferri, in: Atti del convegno La cultura nell’età delle Legazioni, Ferrara 2005, S. 537–583).

Im Vergleich zu Cortonas Urfassung in Bristol legt Ferri eine gewisse kompositorische Eigenständigkeit an den Tag: Er änderte nicht nur die Komposition von einem Hoch- in ein Querformat, sondern verteilte auch die Figuren anders und positioniere sie in einer weiten Landschaft, wohingegen sich auf dem Bild in Bristol die ganze Aufmerksamkeit auf die Protagonisten der Szene richtet. Pietro da Cortonas Gemälde dienten Ciro Ferri oft als erste Inspirationsquelle, die er dann in seinen Vorzeichnungen abzuändern pflegte. Als äußerst begabter Zeichner legte Ferri in der Ausführung und Anlage seiner Zeichnungen große Geschwindigkeit an den Tag, die es ihm erlaubte, seine Themen schnell zu modifizieren und zu überarbeiten und dabei eine neue Landschaftskulisse zu ersinnen oder sie in einen ganz anderen Kontext zu stellen. Die beiden Gemälde Pietro da Cortonas zur Geschichte von Jakob und Laban (in Bristol bzw. im Louvre) sind als Pendants entstanden. Es ist daher naheliegend, dass sich auch Ferri zur selben Zeit beiden Themen widmete.

Ein Stich von Francesco Bartolozzi des vorliegenden Gemäldes weist Pietro da Cortona als Schöpfer der Komposition aus. Dies könnte entweder auf ein verlorenes Original des Meisters Bezug nehmen, oder Ciro Ferris Bild wurde, wie so oft der Fall, mit einem Werk Pietro da Cortonas verwechselt.

Paoluzzi zufolge zeigt sich die Autorenschaft Ciro Ferris für das vorliegende Werk darin, dass sich die Bildfindung dieses Gemäldes und seines Gegenstücks in Ferris grafischem Werk zurückverfolgen lässt. Tatsächlich bilden zwei Zeichnungen jeweils die gesamte Komposition ab und legen die komplexe Entwicklung des Gestaltungsprozesses der beiden Werke offen: Die erste, mit schwarzer Kreide gezeichnet, ist mit Sicherheit von Ferris Hand (Privatsammlung, ehemals Christie’s, London, 6. Juli 1982, Lot 173, Provenienz Sir Thomas Lawrence; siehe M. C. Paoluzzi, ebd., 2005, S. 335/336, Abb. 10), während die zweite, die sich in Paris befindet, von Davis als eigenhändig eingeschätzt wurde (Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv. 475; B. Davis, The Drawings of Ciro Ferri, New York 1986, S. 84, 241/242, Abb. 78; siehe M. C. Paoluzzi, ebd., 2005, S. 335, Abb. 7). Im Vergleich zur ausgeführten Komposition des vorliegenden Gemäldes zeigen sich mehrere interessante Unterschiede: Die Frauen rechts sind im Profil dargestellt, und Vorhang und Landschaft sind anders angelegt. Außerdem existiert ein flott mit Feder und Tusche ausgeführtes Skizzenblatt eines Sitzenden jungen Mädchens (Rom, ING, GDS, FC 124440; M. Giannatiempo, Disegni di Pietro da Cortina e Ciro Ferri dalle collezioni del Gabinetto Nazionale delle Stampe, Rom 1977, Nr. 103, S. 59; siehe M. C. Paoluzzi, ebd., 2005, S. 335, Abb. 8), auf dem sich links nur zart umrissen jene Gruppe von Männern erkennen lässt, die in unserem Gemälde das Gepäck durchsuchen. Davis verwies die Zeichnung im Louvre in die 1670er-Jahre, jene Zeit, der auch das vorliegende Gemälde zugeordnet werden kann. Das vorliegende Gemälde fand im 17. Jahrhundert großen Beifall. Eine Zeichnung nach dem vorliegenden Gemälde im Puschkin-Museum in Moskau (Inv. 7645), die möglicherweise in der Werkstatt Ciro Ferris entstanden ist, gibt die Licht- und Schattenverteilung des Ölbildes auf Leinwand exakt wieder; das Blatt ist mit Feder und Tusche und großzügig hellbraun laviert und mit Deckweißhöhungen auf grundiertem Papier ausgeführt.

Maria Cristina Paoluzzi wird das vorliegende Gemälde als zur Gänze eigenhändiges Werk in ihr in Vorbereitung befindliches Werkverzeichnis des Künstlers aufnehmen. Sie datiert das Gemälde in die 1670er-Jahre.